Die Krämerbrücke

                                               



           

Geschichte

und die Architektur der Krämerbrücke


Diese Projektarbeit schrieb mein Sohn Friedemann 2006 und thematisiert die Erfurter Krämerbrücke. In diesem Teil werden Sie mehr über die Geschichte und die Architektur dieser Brücke erfahren. Seitdem es im Mittelalter fahrende Händler mit Kutschen und Ochsengespannen gab sowie einige Siedler, die sich an der im Thüringerwald entspringenden Gera ansiedelten, existierte auch eine Furt. Dieser seichte Flussübergang ermöglichte es Reisenden einfach über die Gera überzusetzen. Aber dennoch gab es viele Probleme: sobald es regnete, stieg der Wasserspiegel des Flusses an und machte das Überqueren unmöglich. So blieben häufig Fuhrwerke im schlammigen Untergrund stecken und mussten mit großem Zeitaufwand wieder befreit werden. Die ansässigen Bewohner suchten bald nach einer neuen komfortableren Möglichkeit, die Gera zu überqueren. Die Mönche, deren Eigentum die Furt war, begannen schon sehr früh damit eine Brücke zu errichten. Diese anfangs nur laweden Holzgerüste hielten den Naturgewalten, der Witterung und ständigen Überschwemmungen nicht lange stand und brachen schon kurz nach ihrer Erbauung wieder zusammen. Erstmal wurde der Ostzugang der „Krämerbrücke“ 1110 urkundlich erwähnt. Seit 1117 existierte nachweislich eine stabilere Holzbrücke, welche die im näheren Umkreis lebenden Mönche erbauten. Somit waren nicht nur die Brücke, sondern auch sämtliche Rechte zu deren Überquerung Eigentum der römisch-katholischen, christlich orthodoxen Kirche. Im Jahre 1124 wurde durch einen Blitzeinschlag, der Brände auslöste, die Brücke samt beiden Kirchen zerstört, die den Ost – und Westeingang bildeten. In den folgenden Jahrzehnten kam es immer zu Beschädigungen durch Brände, z.B. 1175, 1178, 1213, 1222, 1245 und in der Folgezeit. Nach einem weiteren großen Brand im Jahre 1265 in der Ägidienkirche fing der Erfurter Stadtrat an, die in der Umgebung gelegenen Klöster aufzusuchen und von ihnen die Rechte der Brücke abzukaufen. Da einige Mönche nicht sofort gewillt waren, ihre Rechte abzutreten, dauerte es bis 1293, bis die gesamte Brücke Eigentum der Erfurter Stadt war. Um die Brandgefahr einzuschränken, wurde die Planung einer Steinbrücke in Auftrag gegeben. Kurze Zeit darauf begann man mit dem Bau derselben. Durch Resorcenmangel sowie eingeschränkte Technik verzögerte sich die Vollendung des Baus bis zum Jahre 1325. Der Markt verdrängte langsam die Heiligkeit und so wurden 1327 in der Ägidienkirche im Erdgeschoss drei Läden eingerichtet, ein weiteres im Turmerdgeschoss. Ähnlich erging es auch 1374 der Benediktenkirche. Sie musste ihre gewölbte Erdgeschosshalle räumen. In derselben wurden einige Verkaufsstände der Ledergerber errichtet. Diese blieben nicht lange von Bestand, sondern fielen Brandstiftern zum Opfer. Die Kirche überstand dies glücklicherweise größtenteils unbeschadet. 1391 wurde etwas abseits der Brücke ein überdachter „Mühlsteg“ errichtet. "von einer hofstad uff dem Wenigermaarte gelegin bie der müllen, sechs Fuß in die Breite von obyn biz uff daz wassir, darmet eyne cleyne gasse, die vor daselbis waz trwytet ist czu eyne gemeynen nucze".(Zitat1) diese Mühlstege sind kleine, nur für Fußgänger errichtete Stege, die zum schnellen Überschreiten eines Hindernisses gedacht waren und hauptsächlich von Ansässigen und Müllersleuten genutzt wurden. Sie erhielten ihren Namen eben durch diese Müllersleute. 1472 kam es erneut zu einem großen Stadtbrand, welcher die Benediktenkirche erfasste und sie zu großen Teilen zerstörte. Doch nicht nur die Kirche hat gelitten, sondern auch die Brücke an sich verzeichnete starke Schäden. Aus diesem Grund verließen die Krämer vorerst die Krämer Brücke. Bis zum Jahre 1486 wurde durch komplizierte sowie aufwändige Instandsetzungsarbeiten die Brücke wieder hergestellt. Durch Vergrößerung der mittelalterlichen Fachwerkhäuser boten diese mehr Wohnraum und größere Handelsflächen an. Spätestens 1510 wurde eines der bekanntesten Erfurter Wahrzeichen aus aller Munde "Krämerbrücke" genannt. Diese Bezeichnung erhielt sie durch die vielen Händler und Krämer, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ihre Waren auf ihr anboten. Dies war eine taktisch sehr gute Positionierung für einen Krämer, da die Brücke täglich von mehreren tausend Anwohnern, Reisenden und Händlern überquert wurde. Die Kirche verlor weiter an Einfluss nach der neusten Reformation im Jahre 1552. Der Gottesdienst musste in der Ägidienkirche eingestellt werden. Die Gemeinde, die sich dort Jahrzehnte lang versammelte,wurde auf die Kaufmannskirche verwiesen.

Doch diese Situation blieb nicht ewig bestehen. Schon 1582 wurde die Kirche wieder Eigentum der Kaufmännerkirchengemeinde. Diese reparierte die stark beschädigte Westgiebelwand sowie das Dach. Die Reparaturen dauerten bis zum Jahre 1618 an. Die anfangs 62 Handwerkshäuser wurden in den folgenden Jahrhunderten immer mehr zusammengelegt, da sich in diesen Jahren der Wohnstil der Bevölkerung langsam von kleinen schmalen Häuschen auf etwas größere und höhere Häuser zu bewegt. Um 1800 existierten nur noch nach Abrissarbeiten, Umbauten und Neuerrichtungen 32 Wohnhäuser. 1810 befand sich die Benediktikirche in Privatbesitz und wurde zu großen Teilen abgetragen und schließlich überbaut. 1816 wurde die Krämer-Brücke für den schweren Lastfuhrverkehr gesperrt. Transporter mussten auf eine der bereits existierenden anderen Brücken ausweichen. 1827 gelangte nach der Benediktikirche nun auch die Ägidienkirche in Besitz eines Händlers. Er verwandelte alle Räume dieser ehrwürdigen Kirche in Wohn- und Geschäftsräume. Einzig und allein der Glockenturm blieb im Besitz der Kaufmannskirche. 1855 kam es erneut zu Bränden in Erfurt, die unter anderem auch fünf Häuser auf der Krämer-Brücke zerstörten. Dies betraf die Häuser der Nummer 23 – 27. Deren Wiederaufbau erfolgte schon kurz darauf, wenn auch nur in vereinfachter Form. 1895 wurde der Abbruch der Krämer-Brücke geplant. Nach Aussagen der Stadt waren Gründe für diesen Plan hauptsächlich finanzieller Natur, aber auch teilweise auf die Planung der Stadt zurückzuführen. Glücklicherweise kam es nicht zur Durchführung dieses Planes und die Brücke blieb weiter erhalten. 1898 wurden die südlich gelegenen und zur Krämer-Brücke parallel verlaufenden Mühlstege sowie die dazugehörigen Mühlen im Stadtzentrum größtenteils dem Erdboden gleichgemacht. Anstelle der Mühlstege wurde in den folgenden Jahren die Rathausbrücke errichtet. Diese dienten nun als neuer Verbindungsweg zwischen dem Wenige Markt und dem Benediktiplatz. Auch wenn Erfurt auf Grund seiner geringen Wichtigkeit für das 3. Reich kaum mit Militär versehen war, wurde es von der zerstörerischen Macht der englischen Bombergeschwader verschont, aber unglücklicherweise fielen doch ein paar Bomben und zerstörten einige berühmte Häuser Erfurts, darunter auch die Barfüßerkirche. Ganz unbeschadet kam die Krämer-Brücke aber leider auch nicht davon. Es wurden die Häuser der Nummer 12 -14 zerstört. Nach 1945 begann man mit dem Wiederaufbau. Es erfolgte nun die Neuerrichtung der Häuser. Ebenfalls wurde die Ägidienkirche für die evangelische - methodistische Freikirche wiederhergerichtet. In den 60er / 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts erhielt die Brückenkonstruktion einige aufwändige Instandsetzungsarbeiten. Es wurden auch an einem großen Teil der 32 Häuser die Fassaden wiederhergestellt und leicht verändert. Man stellte bei diesen Arbeiten an einigen Gebäuden größere Schäden fest, welche durch Haussanierungen eine ausgebesserte Fassade erhielten. Zwischen 1985 und 1986 mussten erneut Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Seit etwa 1980 gaben sich die ansässigen Bewohner wieder mehr Mühe, den ursprünglichen Nutzungscharakter der Krämer-Brücke wiederherzustellen. Im Monat Juni des Jahre 1990 wird das altbekannte, aber dennoch mit den Jahren in Vergessenheit geratene Krämer Brückenfest wieder eingeführt - aber dazu später mehr. Mit Billigung der Erfurter Stadtverwaltung wurde im Jahre 1996 die Stiftung der Krämer Brücke gegründet. Deren Aufgabe ist es, die Brücke zu schützen und ihr Denkmal zu bewahren. Ebenso gehört es zu ihren Pflichten, Einfluss auf die Nutzung der Häuser zu nehmen, damit auch weiterhin eine gute Mischung aus den Bereichen Kunst, Wohnen, Handwerk, Gewerbe und Handel auf der Krämerbrücke bestehen bleibt. Soweit die Geschichte der Krämer Brücke bis zum Jahr 2022.


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